Mitarbeitergesundheit in multi-lokalen, post-corona Arbeitsstrukturen

„Corona hat uns brutal aus der Komfortzone geholt“

Mitarbeitergesundheit in multi-lokalen, post-corona Arbeitsstrukturen

von Jenö Kleemann

Seit mehr als einem Jahr hat uns Corona fest im Griff. Und genauso lange sprechen wir über die Folgen und Veränderungen für die Arbeitswelt. Heimarbeit bringt viele Vorteile – doch gilt dies auch fürs körperliche Wohlergehen? Während Gesundheitsaspekte in Büros eine immer wichtigere Rolle gespielt hatten, finden sich nun die Mitarbeiter am heimischen Arbeitsplatz wieder, der nur selten modernen Ansprüchen gerecht wird. Genau dort sind Initiativen und Aufklärungsarbeiten anzusetzen, da durch die Ausweitung des non-territorialen Arbeitens Bewegungsmangel und suboptimale Sitzhaltung an der Tagesordnung stehen.

Corona hat für einen epochalen Paradigmenwechsel bei Bürogebäuden gesorgt. Dieser Wechsel sorgt dafür, dass Mitarbeiter nur noch zwei bis drei Tage pro Woche im Büro anzutreffen sind. Tätigkeiten finden zukünftig multilokal, von unterwegs oder in Satellitenbüros statt. Dabei gilt es zu beachten, dass, egal wo man arbeitet, die Arbeitswelt gesundheitsfördernd sein muss.

 

Zusammen mit zwei weiteren Expert*Innen wurde für den 13. MasterTalk @ Real Estate von CoreNet Global und der Hochschule Fresenius das Thema „Mitarbeitergesundheit in multi-lokalen, Post-Corona Arbeitsstrukturen“ diskutiert. Neben unserem Initialvortrag möchten wir weiterführend auf folgende Fachstatements verweisen:

 

Sitzen – das heimliche Seminarmotto

Dr. Birgit Sperlich vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Würzburg bestätigte die Bedeutung der Gesundheits- und Bewegungsförderung in ihrem Beitrag zur „Bewegung und sedentärem Verhalten an unterschiedlichen Arbeitsplätzen“. Der Begriff „sedentär“ umfasst dabei jegliches Verhalten in Sitz-, Liegesitz- oder Liegepositionen. Sie berichtete, dass vor der Pandemie nationale Studien zeigten, dass drei Viertel der Arbeitszeit in Büros im Sitzen verbracht wird. Zuhause könnten die Zahlen noch kläglicher aussehen, wie aktuelle Daten aus Tokio belegen: „Je mehr Homeoffice, desto mehr sitzen die Leute und umso weniger bewegen sie sich und sind aktiv. Schlimmer noch: Auch die Sitzdauer am Stück hat zugenommen.“ Neben möglichen Chancen des Home-Offices ist ein weiterer Nachteil von Heimarbeit: „Da die Mitarbeiter nicht mehr pendeln, fehle jenen, die das Fahrrad ins Büro genommen haben oder gar gelaufen sind, ein Teil ihrer Alltagsbewegung. Einer Meta-Analyse zufolge kann aktives Pendeln das Risiko für eine frühzeitige Sterblichkeit um 9 Prozent senken“, so Sperlich.

 

Caro Windlin, Co-Founder des Coworkinganbieters 1000 Satellites und Psychologin, brachte „Coworkingspaces als 3. Säule des Real Estate Managements“ ins Spiel – neben Büro und Heimarbeitsplatz: „Wir haben bei uns viele Homeoffice-Flüchtlinge, die Zuhause den Austausch vermissen und bei uns wiederfinden.“ Sie empfiehlt als Dreingabe zum neuen Mix ein bis zwei Tage pro Woche den Gang ins Coworking-Center.

In seiner Fragerunde wies Prof. Glatte, Director Global Real Estate, BASF SE und Profes-sor für Immobilienwirtschaft sowie Moderator des Abends, stets auf das inoffizielle Semi-narmotto hin: „Sitzen ist das Thema.“ Dr. Sperlich erläuterte, wie wichtig ein fester Zyklus am Schreibtisch sei: „Sitzen, stehen, bewegen – das sollte im ständigen Wechsel erfolgen. Und alle 30 Minuten aufstehen und bestenfalls bewegen!“ „Wo stehen wir in zehn Jahren?“, fragte Prof. Glatte zum Abschluss.

Unsere Meinung ist: „Wir werden uns mehr bewegen und weniger sitzen.“ Doch für das Ziel, die Gesundheit während der Arbeit zu fördern, muss noch ein starker Lern- und Veränderungs-prozess bei allen Akteuren einsetzen. Bewegung bildet das Fundament zur Gesundheitsför-derung. Alle, die sich mit dem Thema befassen, erleben gerade eine historische Chance. Die Mitarbeiter selbst machen sich über gesundheitsfördernde Arbeitsumgebungen Gedanken, über deren Gestaltung und auch Activity Based Working. Diese Ansätze müssen aufgegriffen und verfolgt werden, so dass erkannt wird, dass viele Lösungen auf einfachen Grundregeln basieren – etwa die automatischen Anregungen durch Mikroimpulse in den Arbeitsprozessen.

 

Wie können gesundheits- und bewegungsfördernde Arbeitswelten aussehen? Auf unserer Website vom Gesundbüro® finden Sie genau hierzu Informationen und Anregungen: https://gesundbuero.eu/

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