Heimarbeit spart 500.000 Barrel Öl – pro Tag

Heimarbeit spart 500.000 Barrel Öl – pro Tag

von Sven Wingerter

Für Heimarbeit sprechen viele Argumente. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat sich nun in die Debatte um die Rohstoffabhängigkeit von Russland und eine mögliche globale Energiekrise eingeschaltet und einen „Zehn-Punkte-Plan“ vorgelegt, um den Ölverbrauch drastisch zurückzufahren. Eine der zehn Ideen im „A 10-Point Plan to Cut Oil Use“: Mehr Homeoffice.

Ein Großteil der Empfehlungen zielt darauf ab, den Transport von Personen und Gütern – die Haupteinsatzgebiete von Öl – zu reduzieren oder anders zu organisieren. Prominent gleich auf Platz zwei, führt die IEA daher die verstärkte Heimarbeit ins Feld. Denn allein, um nur zur Arbeit zu gelangen, verbrauchen private Autos in Industriestaaten 2,7 Millionen Barrel am Tag. Genauso viel, wie alle zehn Maßnahmen insgesamt einsparen würden. Der IEA-Vorschlag: Ein Tag Homeoffice pro Woche spart 170.000 Barrel Öl täglich, drei Tage sogar 500.000 Barrel. Der Arbeitsweg beträgt in Europa im Durchschnitt 15 Kilometer in den USA 18 Kilometer pro Richtung.

 

Ein Vorschlag zur rechten Zeit

Die IEA mit Sitz in Paris ist eine Unterorganisation der OECD. Sie ist nicht nur ein Thinktank, sondern verfügt auch über strategische Ölreserven, mit denen sie auf dem Markt intervenieren kann. Schließlich wurde sie 1974 im Zuge der Ölkrise gegründet.

Setzt man alle ihre Ideen in den Industriestaaten vollständig um, würde die Ölnachfrage innerhalb von vier Monaten um 2,7 Millionen Barrel pro Tag sinken. Das entspricht dem Ölbedarf aller Autos in China. Eine noch größere Wirkung hätten die Maßnahmen, wenn sie auch in Schwellenländern umgesetzt würden. Zwar zielt der Plan unausgesprochen darauf ab, besonders die Ölimporte aus Russland zu begrenzen. Doch werden auch allgemeine Nachhaltigkeitsargumente ins Spiel geführt, allen voran die Dekarbonisierung und die Reduzierung des CO2-Austoßes.

Freilich betont der Report: „Die meisten der im 10-Punkte-Plan vorgeschlagenen Maßnahmen würden eine Verhaltensänderung der Verbraucher erfordern, unterstützt durch staatliche Maßnahmen. Wie und ob diese Maßnahmen umgesetzt werden, hängt von den Gegebenheiten jedes Landes ab – in Bezug auf die Energiemärkte, die Verkehrsinfrastruktur, die soziale und politische Dynamik und andere Aspekte.“ In Deutschland und anderen westlichen Ländern rennt man mit dem Homeoffice-Vorschlag allerdings offene Türen ein, vor allem bei den Angestellten, die sich besonders an den häuslichen Arbeitsort gewöhnt haben. Nun allerdings möchten vor allem die Unternehmen ihre Mitarbeiter wieder im angestammten Büro sehen – zumindest für einige Tage pro Woche.

 

Büros bleiben bestehen – und werden zum Lagerfeuer

Die IEA-Ideen heben auf einen naheliegenden 2/3-Tage-Mix ab. Denn Büros werden nicht verschwinden. Vielmehr werden sie sich qualitativ ändern (müssen), um zu wahren Lagerfeuern zu werden, an denen sich die Belegschaft sammelt und austauscht. Die Notwendigkeit des Zusammenkommens unterstrich auch Andreas Pfnür, Professor für Real Estate an der TU Darmstadt, vor zwei Wochen auf dem MasterTalk Real Estate „Work from Home – Implikationen für Corporate Real Estate-Strategien”. Er sagte: „Ein Unternehmen besteht aus Mitarbeitern, die an einem Ort tätig sind. Nur so lassen sich beispielsweise Innovationen vorantreiben. Zukunftsfähige Unternehmen müssen im Büro arbeiten.“

Neben dem reinen Benzinverbrauch fürs Vorwärtskommen der Autos sieht die IEA noch einen weiteren Effekt: Klimaanlagen im Fahrzeug erhöhen vor allem in den warmen Monaten den Kraftstoffverbrauch von Autos. Im Umkehrschluss würde man bei mehr Heimarbeit besonders in den Sommermonaten zusätzlich Öl einsparen. Finanziell würde sich der Verzicht auf die Autofahrt ins Büro ebenfalls bemerkbar machen: Die IEA geht von zwei bis drei Dollar täglich aus. Je nach Fahrtweg, PS-Zahl und Intensität der Heimarbeit könnten Pendler also rund 400 Dollar jährlich mehr in der Tasche haben – und dies nur für den Kraftstoff.

 

Das Büro wird weiter bestehen bleiben – doch anderes als heute für qualitativ hochwertigen Austausch.

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